Carl Nann will türkische Zielgruppen ansprechen

Carl Nannbegibt sich in einen kreativen Hotspot, den wenig deutsche Agenturen auf demSchirm haben - Istanbul. Obwohl es vielfältige Beziehungen zwischen Deutschlandund der Türkei gibt. Jetzt entsteht ein Joint Venture, das bereits den erstenKunden vorweisen kann.

Michael Carl, Fehmi Özkan undChristoph Nann (v.l.) sind Partner beim Joint Venture Artgroup CN


Agenturen, die sich auf die türkische Communityin Deutschland spezialisiert haben, gab es früher einige. Nur wenige sind übriggeblieben. Jetzt unternimmt die inhabergeführte Hamburger Agentur Carl Nanneinen neuen Anlauf, diese Zielgruppe besser zu erreichen - mit Unterstützungeiner etablierten Agentur aus der Türkei. Ihr Anspruch geht aber noch deutlichweiter.


Zusammen mit der in Istanbul ansässigen Artgroup hat CarlNann das Joint Venture Artgroup CN ins Leben gerufen. Die neue Firma ist beimHandelsregister Hamburg eingetragen. 60 Prozent der Anteile halten dietürkischen Partner, Carl Nann ist mit 40 Prozent beteiligt. DieVerantwortlichen kennen sich aus gemeinsamen FCB-Zeiten. Hier ist Artgroup seit2015 als Affiliate an Bord, auch wenn die Agentur zu 100 Prozent im Besitz desManagements um Co-Chef Fehmi Özkan ist. Carl Nann (früher: FCB Hamburg) trenntesich im Frühjahr 2020 von dem Interpublic-Network.

"Wir haben uns vor einigen Jahren bei einer FCB-Konferenz in Mumbaikennengelernt und die Idee entwickelt, etwas zusammen auf die Beine zu stellen.Dann kam die Pandemie. Anfang dieses Jahres haben wir den Faden wiederaufgenommen", erläutert Özkan, wie man zusammengefunden hat.

Das neue Angebot umfasst vier Säulen. Der ersteund wichtigste Baustein ist die Unterstützung von Unternehmen aus der Türkei,die in Deutschland werben wollen. Prominente Beispiele für solche Marken sindTurkish Airlines, Beko, Getir und Efes. Mit "Tekirdag Raki" stehtbereits ein Unternehmen aus dieser Gruppe auf der Kundenliste von Artgroup CN.Zweite Säule ist die Ansprache der türkischstämmigen Community in Deutschland.Hierzulande leben mehr als 3 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln. MehrereMarken, unter anderem aus dem Telekommunikations- und Finanzbereich, versuchenimmer wieder, diese Zielgruppe eigenständig anzusprechen und sind dabei auf dieUnterstützung von Agenturen angewiesen, die sich damit auskennen. Für diesenTeil des Angebots interessiert sich offenbar bereits ein namhafter bestehenderKunde. Den Namen wollen die Verantwortlichen allerdings noch nicht verraten.

Die dritte Säule, auf die die Joint-Venture-Partner setzen, ist dieUnterstützung von deutschen Unternehmen bei ihren Aktivitäten in der Türkei.Zahlreiche Unternehmen aus Deutschland sind dort vertreten und auch werblichaktiv, tun sich laut Aussage von Artgroup CN aber schwer, geeignete Agenturenzu finden. "Es gibt definitiv Unterschiede in der Mentalität, Arbeitsweiseund -kultur beider Länder. Wir verbinden das Know-how und die Denkweisen beiderMärkte", verspricht Carl-Nann-Chef Christoph Nann. Vierter Baustein desAngebots ist die kostengünstige Produktion von Werbemitteln in der Türkei und inanderen Ländern, in denen die Artgroup vertreten ist.

Die Motive für Tekirdag Raki von Artgroup CNsind unter anderem in Hamburg zu sehen


Neben dem Hauptsitz in Istanbul ist die Agentur ansieben weiteren Standorten präsent, darunter Taschkent (Usbekistan), Baku(Aserbaidschan), Almaty (Kasachstan) und Tiflis (Georgien). Insgesamtbeschäftigt die Gruppe mehr als 200 Mitarbeitende. Artgroup-Manager Özkanbeziffert die Kostenersparnis für Produktionen in der Türkei auf bis zu 30Prozent, in Märkten wie Georgien auf 50 Prozent und mehr. Das könnte auch fürKunden von Carl Nann interessant sein, die nicht in dem Joint Venture betreutwerden. Co-Gründer Nann will diesen Teil des Angebots aber nur selektivvermarkten. "Das Joint Venture ist eine eigene Firma mit eigenen Kunden.Aber natürlich eröffnet uns die Partnerschaft zusätzliche Optionen, um nochflexibler zu werden."

Bezüglich der wirtschaftlichen Ziele halten sich die Verantwortlichenbedeckt. Zwar gebe es einen konkreten Business-Plan mit genauen Vorstellungenüber die Umsatzerwartung. Diesen wolle man aber nicht öffentlich kommunizieren.Nur so viel: In den kommenden drei Jahren soll Deutschland nach der Türkei derzweitwichtigste Markt für die Artgroup werden. Die Agentur nennt keineUmsatzzahlen, Co-Chef Ozkan erklärt aber, dass man seit vielen Jahrenzweistellige Wachstumsraten verzeichnet. Auch für 2023 rechnet er mit einemZuwachs von 20 Prozent. Für den Partner Carl Nann dürften solche Zuwachsratenim schwächelnden deutschen Markt aktuell kaum erreichbar sein.

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